Einzigartige Essstäbchen

Wie weggeworfene Bambusstäbchen zu Möbeln werden

Die Begriffe Recycling, Downcycling und Upcycling sind heutzutage in aller Munde. Nur selten werden jedoch die Versprechungen dahinter erfüllt. So wurden in Deutschland im Jahr 2019 beispielsweise nur 56% des Plastikmülls recycelt1 und man darf die berechtigte Frage stellen, ob die Kunststoffverpackungen auch wirklich recycelt (also zu qualitativ gleichwertigen neuen Produktverpackungen werden) oder nicht eher downgecycelt und damit zu einer Verpackung mit abgewerteter Qualität werden.

Felix Böck handelt anders. Er schafft es sogar dem sogenannten Upcycling in der realen Wirtschaft Leben einzuhauchen. Denn der Ingenieur aus dem Allgäu stellt aus alten Essstäbchen, die bei Restaurants im Müll gelandet wären, neue hochwertige Möbel her. In seinen Hauptmärkten USA, Kanada und Asien, in denen er die Möbel herstellt und verkauft, hat er so bereits 70 Millionen Stäbchen vor dem Müll gerettet.2

Aus der verrückten Idee, die ihm bei einem Besuch in einem asiatischen Schnellrestaurant in seiner Wahlheimat Vancouver kam, wurde schnell ein lukratives Business, das ein wichtiges Problem angeht. So sind Essstäbchen zwar nur ein Mini-Rädchen in unserem Wirtschaftssystem, jedoch werden in asiatischen Metropolen mehrere Millionen Bambusstäbchen pro Tag weggeworfen.  

Böck und sein kleines Team sammelt diese deshalb ein und verarbeitet sie umweltschonend zu Schreibtischen, Regalen, Treppenstufen oder auch Spielzeug.3

Damit der ökologische Fußabdruck gering bleibt, hat er in 15 Metropolen wie z. B. Boston und Singapur sogenannte Mikrofabriken eröffnet. In diesen werden die Stäbchen lokal gesammelt und aufbereitet.

So spart Böck sich den Transport um die halbe Welt und kann ein lokales Produkt für den lokalen Markt anbieten. Für Böck ist das Essstäbchen-Upcycling deshalb der Beweis dafür, dass eine profitable Kreislaufwirtschaft möglich ist.4

So will er weiter expandieren und zeigen, dass es auch anders als nach dem aktuellen Müll-Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“ geht. Aus Abfällen können neue Ressourcen werden, die dann sogar zu neuen, hochwertigeren Produkten werden.  

Falls ihr euch jetzt fragt, ob es die Bambusmöbel denn auch in Deutschland gibt, müssen wir auch leider enttäuschen. Bislang gibt es in Deutschland noch keine Interessenten für eine Lizenz, weshalb die Online-Bestellung und der Transport aus den USA die einzige Lösung ist.5

Schade, wie wir finden, zumal Deutschland mit 740.331 Tonnen exportiertem Plastikmüll (2017) in Europa absoluter Spitzenreiter ist6.

Aber wir geben die Hoffnung nicht auf und können nur unseren Hut vor Felix Böck und seinen einzigartigen Essstäbchen-Möbel ziehen.


Quellenangaben:

1  Quarks.de: Das solltest du über Recycling wissen:
https://www.quarks.de/umwelt/muell/das-solltest-du-ueber-recycling-wissen/#l%C3%B6sung4
(abgerufen am 06.09.2022)

2 SZ Magazin: Wie Bambus-Essstäble ein zweites Leben bekommen:
https://sz-magazin.sueddeutsche.de/die-loesung-fuer-alles/essstaebchen-chopsticks-recycling-upcycling-91778
(abgerufen am 06.09.2022)

3 Ebd.

4 Ebd.

5 Ebd.

6 Quarks.de: Das solltest du über Recycling wissen:
https://www.quarks.de/umwelt/muell/das-solltest-du-ueber-recycling-wissen/#l%C3%B6sung4
(abgerufen am 06.09.2022)