Freiheitsenergien für den Frieden

Was die grüne Energiewende mit Friedenspolitik zu tun hat

Hallo an diesem sonnigen Freitag. Angesichts der aktuellen Lage von einer kleinen, guten Nachricht zu sprechen, fällt sehr schwer. Nichtsdestotrotz soll es heute um ein sehr wichtiges Thema gehen. Und zwar, um Christian Lindner zu zitieren, um „Freiheitsenergien“.

Nie wurde es so deutlich wie in den vergangenen Tagen, dass die deutsche Energiepolitik der letzten 20 Jahre gescheitert ist. Trotz der Forderungen aus vielen Ecken der Welt, insbesondere der Ukraine, musste Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck immer wieder erklären, dass Deutschland ein Energieembargo, also de facto ein Importstopp von Kohle, Öl und Gas aus Russland, derzeit nicht umsetzen könne. Zu stark wären die Auswirkungen für die Industrie, die Bevölkerung und den sozialen Frieden. Zu abhängig sind wir von einem einzigen Land.

Schaut man auf die bloßen Zahlen, wird einem das Dilemma sehr bewusst. 55 % der deutschen Gasimporte, 45 – 50 % der Kohleimporte und 35 % der Erdölimporte stammen aus Russland1.

Während die letzteren beiden Rohstoffe wohl relativ schnell durch die Erschließung neuer Lieferketten ersetzt werden können, sieht es beim Gas düster aus. Deutschland besitzt kein LNG (liqiified natural gas) – Terminal, mit dem flüssiges Erdgas direkt auf dem Schiffsweg importiert werden könnte, die kurzfristigen Erschließungsquellen sind begrenzt und insbesondere die Art der Wärmeversorgung, die in Deutschland nur zu 15 % aus erneuerbaren Energieträgern erfolgt2, macht eine schnelle Transformation fast unmöglich. Neben der möglichst schnellen Installation von elektrischen Wärmepumpen und des Austauschens von fossilen Öl – und Gasheizungen, muss auch die Energieeffizienz steigen und der Energieverbrauch sinken. Denn jede vermiedene kWh Energie ist eine Gute. Zügige Gebäudesanierung, Digitalisierung im Wärmesektor (Thermostate mit Smart-Metern), aber auch Verhaltensänderungen seitens der Verbraucher (1 – 2 Grad kältere Wohnungen, besseres Lüften etc.) sind hier Ansatzpunkte, um eine mögliche Energiekrise zu bekämpfen. 

Scheinen eben genannte Aspekte besonders einen kurzfristigen Marktschock abfedern zu können, wird gleichzeitig klar, dass uns nur ein Weg langfristig vor möglichen weiteren Schreckensszenarien bewahren kann. Der konsequente Auf- und Ausbau von, dezentralen, kostengünstigen und erneuerbaren Energien

Denn im aktuellen Szenario machen wir uns nicht nur von Despoten und Diktatoren erpressbar, sondern zerstören gleichzeitig weiter unseren Planeten und damit unsere Lebensgrundlage. Wie der neueste IPCC (Weltklimarat) – Bericht deutlich machte, wird das Zeitfenster, in dem wir das Ruder noch herumreißen können, immer kleiner. Bereits heute sind 3,6 Milliarden Menschen dem Klimawandel gegenüber sehr verwundbar3. Tendenz steigend.

Wir müssen konsequenter und schneller handeln als jemals zuvor, damit wir nie wieder in Gefahr laufen, Diktaturen und Schreckensherrschaften mit unserem Geld zu füttern. Damit wir die Klimakrise bewältigen und uns an die Folgen der Erderwärmung noch irgendwie anpassen können. 

Diktatoren lieben fossile Rohstoffe. Sie sind limitiert, beherrschbar, profitabel und simpel. Nichts muss mit der eigenen Bevölkerung geteilt werden. Kein Cent und keine kWh Energie. Es reicht die Erschließung einer Ölquelle. Eine Erdölbohrung und das dreckige Gold spült Geld in die Kassen. Auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung und auf dem Rücken unserer Natur. Auf dem Rücken aller.

Christian Lindner hat Recht, wenn er sagt, dass erneuerbare Energien uns von Abhängigkeiten lösen. Erneuerbare Energien sind Freiheitsenergien. Und auch Luisa Neubauer hat Recht, wenn sie sagt: „Wir lernen gerade, dass Gesellschaften und Demokratien nicht vollumfänglich frei sein können, solange ihre Energieversorgung von Autokraten abhängt.“4

Denn Wind und Sonne gehören uns allen. Sie sind Energiequellen, die in den nächsten Millionen von Jahren nicht ausgehen werden. Sie sind Energiequellen, die von jeder Bürger:in weltweit genutzt und vor allem erzeugt werden können. Sie sind Energiequellen, die uns die Möglichkeit geben das Überleben unseres Ökosystems Erde zu sichern. 

Natürlich sind auch sie nicht frei von Problemen und Herausforderungen. Aber eins sollte uns klar geworden sein. Wir sollten alle Ressourcen und alle Kraft aufwenden, um den eingeschlagenen Irrweg zu verlassen und uns mit Lösungen zu befassen, die wirklich Zukunft haben. Die keine Konflikte anheizen und keine Despoten stärken. Sondern die, ganz im Gegenteil, Frieden schaffen. Inklusiv, demokratisch und frei.  

Wir wünschen Euch ein schönes Wochenende und sind in Gedanken weiterhin bei den Menschen in der Ukraine und an allen anderen Orten auf dieser Welt, an denen der Luxuszustand nicht herrscht, den wir so allzu oft für selbstverständlich betrachten: Frieden.


Quellenangaben:

 Ntv: Habeck: "Deutschland von russischen Importen abhängig"
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Habeck-Deutschland-von-russischen-Importen-abhaengig-article23171136.html
(abgerufen am 11.03.2022)

Umweltbundesamt: Energieverbrauch für fossile und erneuerbare Wärme
https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/energieverbrauch-fuer-fossile-erneuerbare-waerme#warmeerzeugung-aus-erneuerbaren-energien
(abgerufen am 11.03.2022)

Tagesspiegel: 3,6 Milliarden Menschen schon heute hochgradig gefährdet
https://www.tagesspiegel.de/wissen/ipcc-bericht-2022-zur-klimakrise-3-6-milliarden-menschen-schon-heute-hochgradig-gefaehrdet/28113098.html
(abgerufen am 11.03.2022)

Enorm Magazin: Eine gelungene Energiewende ist Friedenspolitik
https://enorm-magazin.de/umwelt/erneuerbare-energien/energiewende/eine-gelungene-energiewende-ist-friedenspolitik
(abgerufen am 11.03.2022)