Aus alt mach grün

Die Stadt Salzburg zeigt wie alte Wohnlagen klimaneutral saniert werden können

Ja! Unglaublich, oder? Es ist schon wieder Freitag. Und wie es unsere junge Tradition so will, gibt es wieder eine kleine (gute) Nachricht.

Doch unsere heutige gute Nachricht fängt mit einer nicht ganz so guten Nachricht an. Beziehungsweise mit einer unglaublich großen Herausforderung.

Denn ein Sorgenkind bei der grünen Transformation in ein klimaneutrales Deutschland 2045, für das wir derzeit kämpfen, ist der Gebäudesektor. Er ist der einzige Sektor, der in Deutschland das Klimaziel im Jahr 2020 verfehlt hat1. Die Emissionen betrugen dabei immer noch unglaubliche 120 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente2. Laut einer Szenarienstudie des Think Tanks „Agora Energiewende“ müssen bis 2030 die Emissionen allerdings auf 67 Mio. t CO2-Äq gesenkt werden, um das angepeilte Ziel von weniger als 3 Mio. t CO2-Äq im Jahr 2045 zu erreichen. 

Mit den derzeit beschlossenen Maßnahmen ergibt sich laut Agora allerdings eine Lücke von rund 10 Mio t. CO2-Äq bis 20303. Es muss also mehr passieren, und zwar schnell.

Besonders herausfordernd ist die Sanierung von Bestandswohnungen, damit diese energieeffizient und klimaneutral werden. Laut Agora Energiewende müssten alleine in Deutschland dafür jährlich 1.75% der Gebäude in Deutschland saniert werden, um 2045 Klimaneutralität zu erreichen4.

Doch oft hört man, dass diese Umrüstung kostensiv und mühsam bis unmöglich sei.
Unser Nachbarland Österreich, genauer genommen die Stadt Salzburg, zeigt jetzt im Rahmen des 2018 gestarteten Projets Zero Carbon Refurbishment II5, das durch das Salzburger Instituts für Raumordnung und Wohnen wissenschaftlich begleitet wurde, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Es ist möglich und man kann sogar langfristig Geld sparen.

So wird gerade eine Wohnhausanlage aus den 1980ern in eine C02-neutrale Siedlung umgewandelt. Von der Optimierung der Mobilität (weniger Auto-Parkplätze, mehr Carsharing, mehr Fahrradparkplätze), des Abwassers (energetische Nutzung) bis hin zur Energienutzung und -versorgung (energieeffiziente Wärmepumpen) beinhalten die sanierten Häuser alle Eigenschaften und Ausstattungen eines klimaneutralen Zukunfts-Gebäudes6.

Wie auch kleiner wohnen hat sich das Projekt außerdem zum Ziel gesetzt das Konzept der Nachverdichtung zu berücksichtigen. So kann durch eine Erhöhung der Geschosse der Gebäudebestand in der Siedlung um fast 25% erhöht werden.

Warum sich das Projekt doppelt rechnet, erläutert Forschungsleiter Markus Leeb:

"Europa soll bis 2050 klimaneutral werden (…) Dazu müssen wir auch den Gebäudebestand angehen und nicht immer neu in die grüne Wiese bauen. Was wir heute nicht klimaneutral sanieren, rächt sich in ein paar Jahrzehnten, weil wir es dann erst recht klimaneutral sanieren müssen."7

Solche Projekte geben uns Hoffnung und zeigen, dass es viel mehr Partnerschaften mit wissenschaftlicher Begleitung geben sollte, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen und die Klimakrise zu bekämpfen. Denn nur gemeinsam können wir eine gerechtere, sauberere und klimaneutrale Zukunft für uns alle gestalten.

Wir wünschen Euch ein schönes und grünes Wochenende!


Quellenangaben:

1evoraglobal.de: Gebäudesektor verfehlt als ein einziger die Klimaziele 2020
https://www.evoraglobal.de/gebaudesektor-verfehlt-als-ein-einziger-die-klimaziele-2020-sofortprogramm-muss-vorgelegt-werden/
(abgerufen am 11.11.2021)

2static.agora-energiewende.de: Klimaneutrales Deutschland 2045
https://static.agora-energiewende.de/fileadmin/Projekte/2021/2021_04_KNDE45/A-EW_231_KNDE2045_Langfassung_DE_WEB_2.pdf
(abgerufen am 11.11.2021)

3Ebd.

4Ebd.

5smartcities.at: Zero Carbon Refurbishment II
https://smartcities.at/projects/zecare-ii/
(abgerufen am 11.11.21)

6derstandard.at: Alte Wohnanlage in Salzburg erhält klimafittes Upgrade
https://www.derstandard.at/story/2000130858102/alte-wohnanlage-in-salzburg-erhaelt-klimafittes-upgrade?ct=t(2021_11_09)&mc_cid=22263d87f2&mc_eid=b9f7de0c1b
(abgerufen am 11.11.21)

7Ebd.